Nickelallergie: Das sollten Sie über Zahnspangen wissen
14.06.2022Viele Menschen leiden heutzutage unter Allergien und reagieren beispielsweiße auf Pollen, Latex oder Nickel. Letzteres ist in vielen Produkten zu finden. Betroffene sollten den Kontakt mit Gegenständen, die Nickel enthalten, meiden. Warum nickelhaltige Zahnspangen trotzdem selten ein Problem darstellen – und welche Alternativen es für Allergiker gibt.
Nickelallergie: bei Zahnspangen möglich, aber selten
Allergische Reaktionen auf Nickel in Zahnspangen gibt es zwar, sie werden aber nur sehr selten beobachtet. Das liegt wohl zum einen daran, dass sich nur wenig Nickel aus dem Metall löst und die wenigen Nickelmoleküle durch den Speichel schnell wieder weggewaschen werden. Die Schleimhaut hat also nur wenig Kontakt mit dem Allergen. Eine andere Erklärung dafür ist, dass sich die Schleimhautzellen ganz anders verhalten als die Zellen der Haut. Hier werden andere Entzündungssignale und Botenstoffe gesendet.
Schützen Zahnspangen sogar vor einer Nickelallergie?
Man hat sogar beobachtet, dass Menschen, die eine Zahnspange hatten, seltener eine Nickelallergie entwickeln. Das könnte daran liegen, dass der Schleimhautkontakt wie eine Art Hyposensibilisierung wirkt – ähnlich wie bei einer spezifischen Immuntherapie. Bei einer Form dieser „Allergie-Impfung“ legt sich der Patient einen Allergenextrakt über mehrere Jahre hinweg täglich unter die Zunge, mit dem Ziel, seinem Immunsystem die überschießende Reaktion abzutrainieren. So einen Effekt könnte auch eine nickelhaltige Zahnspange haben. Ob das wirklich zutrifft, muss allerdings noch weiter erforscht werden.
Hilfreiche Alternativen für Allergiker
Trotz allem kann es vorkommen, dass Patienten mit einer Nickelallergie auf das Material der Zahnspange reagieren oder sich einfach unwohl fühlen, wenn sie dieses im Mund haben. Darum haben Kieferorthopäden ein Repertoire an nickelfreien Metall-Brackets oder Brackets aus Keramik oder Kunststoff und nickelfreien Bögen. Auch für herausnehmbare Zahnspangen gibt es nickelfreie Drähte. Diese Materialien werden von allen Patienten problemlos vertragen. Wer zu 100 Prozent sicher sein möchte, hat die Möglichkeit, sich ein Probe-Bracket im Mund anbringen zu lassen. So kann man testen, ob man das Material dauerhaft gut verträgt.
Was tun bei einer allergischen Reaktion durch Zahnspangen?
Wenn bei Zahnspangenträgern Probleme mit der Mundschleimhaut auftreten, muss dahinter nicht unbedingt eine Allergie stecken – auch wenn Allergiker das oft zuerst als Ursache vermuten. Häufig liegt die Schuld nicht bei dem Material selbst, sondern an anderen Faktoren. Es können sich beispielsweise Essensreste in der Zahnspange verfangen haben, die bei längerer Verweildauer auf der Schleimhaut Probleme verursachen. Auch Medikamenteneinnahme oder mangelnde Mundhygiene kann zu Entzündungen oder Reizungen führen. Eine häufige Ursache ist auch die Reizung der Schleimhaut durch die Reibung der Zahnspange. Das kann leicht durch eine Anpassung der einzelnen Brackets behoben werden.
Gibt es Allergien auf Aligner?
Aligner – also transparente Schienen, die zur Zahnkorrektur eingesetzt werden – bestehen aus Polyurethanharzen und enthalten kein Metall, aber unter Umständen BPA (Bisphenol A). Die exakte Materialzusammensetzung variiert zwischen den unterschiedlichen Aligner-Anbietern. Hochwertige Marken-Produkte enthalten in der Regel kein Bisphenol A oder den mit einem Gesundheitsrisiko verbundenen PVC-Weichmacher Phthalat. Allergische Reaktionen auf Aligner kommen daher so gut wie nie vor, sodass Aligner für Allergiker und Schwangere sehr gut geeignet sind.
Was tun bei einer Latexallergie?
Gummis, die sowohl bei einer festen Zahnspange als auch bei Alignern zum Einsatz kommen, sind standardmäßig aus Latex. Wer eine bekannte Latexallergie hat, sollte seinem Kieferorthopäden gleich beim Beginn der Behandlung Bescheid geben. Er kann dann auf latexfreie Gummizüge, Mundspanner und Handschuhe zurückgreifen. Bei Verdacht auf eine Latexallergie sollte man diesen durch einen entsprechenden Hauttest von einem Hautarzt abklären lassen.
Fazit:
Bei Verdacht auf Allergien lassen Sie die Materialien bei einem Allergologen testen und lassen sich vom Kieferorthopäden oder Zahnarzt die entsprechenden Sicherheitsdatenblätter mit der exakten Produktzusammensetzung aushändigen.
Quellen:
- Das Gesundheitsportal medondo.health
- Allergien in der Kieferorthopädie. Statement der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie vom 02.12.2005
- Gölz L, Vestewig E, Blankart M, Kraus D, Appel T, Frede S, Jäger A. Differences in human gingival and dermal fibroblasts may contribute to oral-induced tolerance against nickel. J Allergy Clin Immunol. 2016 Oct;138(4):1202-1205.e3.
- Draeger H, Wu X, Roelofs-Haarhuis K, Gleichmann E. Nickel allergy versus nickel tolerance: can oral uptake of nickel protect from sensitization? J Environ Monit. 2004 Dec;6(12):146N-150N. PMID: 15637799.
- Gölz L, Papageorgiou SN, Jäger A. Nickel hypersensitivity and orthodontic treatment: a systematic review and meta-analysis. Contact Dermatitis. 2015 Jul;73(1):1-14.
- Beaudouin E, Carolus S, Flabbee J, Renaudin JM, Morisset M, Kanny G, Moneret-Vautrin DA. Les allergies en orthodontie [Allergies in orthodontics]. Eur Ann Allergy Clin Immunol. 2003 Nov;35(9):344-51. French. PMID: 14716963.