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CMD: Habe ich ein Kiefergelenksproblem?

19.10.2023

Schmerzen beim Kauen. Knacken im Kiefergelenk. Verspannter Nacken. Könnte dahinter ein Kiefergelenksproblem stecken? Die CMD ist eine Fehlfunktion des Kausystems und kann verschiedene Symptome nach sich ziehen. Woran man sie erkennt und welche Schritte dann nötig sind.

Was ist eine craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)?

Craniomandibuläre Dysfunktion: Dieser Zungenbrecher wird häufig als CMD abgekürzt. Der Begriff ist eine Sammelbezeichnung für eine Reihe von Erkrankungen, die das Kausystem betreffen. Unter dem Kausystem versteht man Kiefergelenke, Kaumuskulatur und Zähne. 

Das Kiefergelenk ist eines der komplexesten Gelenke des menschlichen Körpers, da es sowohl Dreh- als auch Gleitbewegungen ermöglicht. Wenn es zu Störungen in diesem System kommt, kann dies eine Vielzahl von Symptomen verursachen.

Auch die Ursachen für eine CMD können vielfältig sein. Ihnen gemeinsam ist jedoch, dass sie das harmonische Zusammenspiel von Zähnen, Kiefergelenk und Kaumuskulatur beeinträchtigen. Dies kann beispielsweise durch Zähneknirschen, Stress oder eine Verletzung hervorgerufen werden. Häufig sind auch Zahnfüllungen oder Zahnersatz verantwortlich, die nicht perfekt eingeschliffen wurden, sodass die Zahnkontakte nicht mehr stimmen, was wiederum die Kiefergelenke in Mitleidenschaft zieht. Auch eine schlecht ausgeführte kieferorthopädische Behandlung kann sich negativ auf den Biss auswirken und somit die Entstehung einer CMD begünstigen.

Woran erkennt man, dass man eine craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) hat?

Die gestörte Funktion von Kiefergelenk und Kaumuskulatur kann lange Zeit unbemerkt bleiben, da der Kauapparat in der Lage ist, die Fehlbelastung auszugleichen. Wenn jedoch zusätzliche Elemente wie Stress oder Zeichen von Alterung und Verschleiß hinzukommen, kann die CMD Beschwerden hervorrufen. Folgende Symptome können auf eine CMD hinweisen: 

 

Schmerzen in der Kieferregion

Schmerzen im Bereich des Kiefergelenks und in den Kaumuskeln sind typische Anzeichen einer CMD.

Knacken oder Reiben im Kiefergelenk

Geräusche, wie ein Knacken oder Reiben, die beim Kauen oder beim Öffnen und Schließen des Mundes auftreten, sind ebenfalls Warnzeichen, bei denen man an eine craniomandibuläre Dysfunktion denken sollte.

Einschränkung der Mundöffnung

In manchen Fällen kann es sein, dass sich infolge der CMD der Mund nicht mehr vollständig öffnen lässt. 

Kopfschmerzen oder Migräne

Eines der häufigsten Symptome bei CMD sind Kopfschmerzen – sowohl Spannungskopfschmerzen als auch Migräne. Häufig sind diese Schmerzen morgens nach dem Aufwachen besonders stark. 

Tinnitus

Einige Patienten berichten auch von Ohrgeräuschen, beispielsweise einem ständigen Pfeifen oder Rauschen im Ohr. 

Schmerzen in Nacken und Schulter

Nackenschmerzen und Schulterschmerzen können bei CMD durch eine Fehlbelastung der Muskulatur entstehen

Zähneknirschen

Viele Menschen mit CMD knirschen nachts mit den Zähnen oder pressen die Zähne aufeinander (Bruxismus). 

Schwindel

In manchen Fällen kann es zu Schwindel und Gleichgewichtsstörungen kommen. 

Ohrschmerzen

Ohrenschmerzen, die ohne erkennbare Ursache auftreten und nicht auf eine Mittelohrentzündung zurückzuführen sind, können ein Hinweis auf CMD sein.

Gesichtsschmerzen

Diese können sich als dumpfer, ziehender Schmerz im Gesichtsbereich äußern.

 

Wie sind die vielfältigen Symptome bei CMD zu erklären?

Die Vielfalt der Symptome bei einer craniomandibulären Dysfunktion (CMD) hängt mit dem komplexen Aufbau und der Funktion des Kausystems zusammen – einschließlich Kiefergelenken, Kaumuskeln, Zähnen und dazugehörigen Nerven und Bändern. Eine Störung in einem Teil dieses Systems kann sich auf andere Bereiche auswirken und so eine Vielzahl von Symptomen verursachen. Das Kiefergelenk ist zum Beispiel eng mit dem Mittelohr verbunden. Störungen in seiner Funktion können daher auch zu Ohrsymptomen wie Tinnitus oder Schwindel führen. 

Was tun bei Verdacht auf eine craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)?

Viele Ärzte denken bei den genannten Beschwerden nicht an eine CMD und überweisen Patienten eher zum Neurologen oder HNO-Arzt als zum Zahnarzt. Dabei kann ein Zahnarzt oder Kieferorthopäde eine CMD relativ leicht feststellen. Wichtig ist dabei die manuelle Funktionsanalyse: Zähne, Kiefer und Kopf werden gründlich untersucht. Es wird geprüft, ob die Bewegung des Kiefergelenks eingeschränkt ist und ob die Zahnkontakte stimmen. Beim Abtasten zeigt sich, ob die Kaumuskeln versteift oder druckempfindlich sind. Neben der manuellen Untersuchung stehen auch instrumentelle Funktionsanalysen zur Verfügung. Diese speziellen Messmethoden ermöglichen die dreidimensionale Darstellung und Analyse der Position und Bewegungen der Kiefergelenke unter bestimmten Belastungen.

Wie wird eine CMD behandelt?

Ist die genaue Ursache der CMD ermittelt, kann diese individuell behandelt werden, bei Bedarf in Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen. In vielen Fällen bringt eine spezielle Aufbissschiene Linderung, die nachts getragen wird. Ergänzende Physiotherapie ist häufig sinnvoll. In Ausnahmefällen kann es auch nötig sein, Zähne gezielt zu beschleifen oder abgenutzte Kauflächen durch Aufbauten wiederherzustellen, um die Kräfte, die beim Zusammenbeißen auf Zähne und Kiefer wirken, gleichmäßiger zu verteilen. So werden Kaumuskulatur und Kiefergelenke entlastet. 

 

Quelle:

  • Das Gesundheitsportal medondo.health
  • S3-Leitlinie: Diagnostik und Behandlung von Bruxismus
  • Instrumentelle Funktionsanalyse – Prinzipien und Anwendung. Wissenschaftliche Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund und Kieferheilkunde (DGZMK). DZZ 2002.
  • Graff-Radford SB, Abbott JJ. Temporomandibular Disorders and Headache. Oral Maxillofac Surg Clin North Am. 2016 Aug;28(3):335-49. 
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