Da ist (k)ein Haken dran: Aligner mit Gummis
20.01.2022Elastics übernehmen nicht nur bei festsitzenden Zahnspangen wichtige Aufgaben. Die kleinen Gummis finden auch bei herausnehmbaren Korrekturschienen (Alignern) Verwendung. Sie üben zusätzliche Kräfte aus, um den Biss zu verändern oder einzelne Zähne oder ganze Zahngruppen gezielt zu bewegen.
Zahnspangengummis mögen auf den ersten Blick in den Spiegel vielleicht nicht gerade stylish aussehen. Dafür sind sie jedoch unheimlich clever! Denn diese kleinen Gummis, die auch bei Alignern verwendet werden, unterstützen die Korrektur von Zahn- und Kieferfehlstellungen. Sie sorgen so für effektivere und komplexere Behandlungen. Ob zur Bisseinstellung, bei Kreuzbiss-Korrekturen, beim offenen Biss oder Überbiss – die Kombination von Alignern mit Gummis sorgt dafür, dass die im Mund wirkenden Kräfte optimal gelenkt werden.
Bei den Elastics werden zwei Arten unterschieden. Zum einen gibt es Gummis, die nur innerhalb eines Zahnbogens (intramaxillär) eingesetzt werden. Andere Gummis werden zwischen oberem und unterem Kiefer (intermaxillär) eingehängt. Die kleinen Helfer sind meist aus Latex, aber auch latexfrei erhältlich. Da sie in diversen Größen und Stärken verfügbar sind, können sie die individuell benötigten Kräfte erzeugen.
Was bewirken die Gummis bei Alignern?
Im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung will man die Zähne nicht nur optisch begradigen, sondern ein gesund funktionierendes Gebiss erreichen. Dafür bedarf es zwingend der korrekten Einstellung des Bisses. Greifen die Zähne des Ober- und Unterkiefers nicht richtig zahnradartig ineinander, wird der Kiefer beim Abbeißen oder Kauen falsch belastet. Das kann weitreichende Folgen haben - nicht nur für die Zähne und den Kauapparat, sondern unter Umständen für die Gesundheit des gesamten Körpers, z. B. in Form von Haltungsschäden. Genau wie bei einer Zahnspange mit Brackets können Gummis auch bei der Aligner-Behandlung zuverlässig helfen, die Bisslage einzustellen.
Verankerung gegen unerwünschte Zahnbewegungen
Neben der Bisslagekorrektur übernehmen Elastics aber auch Verankerungsaufgaben. Sie sorgen dafür, dass Zähne sich im Laufe der kieferorthopädischen Behandlung nicht unkontrolliert bewegen. Denn wird durch das regelmäßige Tragen der Aligner Kraft auf die zu bewegenden Zähne ausgeübt, erzeugt dies auch immer eine entsprechende Gegenkraft (Actio = Reactio). Damit sich jedoch nur jene Zähne bewegen, die eine Stellungskorrektur erfahren sollen, werden Gummizüge als mechanisches Hilfsmittel eingesetzt. Sie dienen quasi als Verankerung und verhindern so unerwünschte reaktive Gegenbewegungen.
Ein Beispiel dafür ist die Distalisation, also das nach hinten Bewegen der Backenzähne: Hier sorgen Gummizüge dafür, dass die Frontzähne an ihrer Position bleiben und nicht reaktiv zu weit nach vorn gedrängt werden (Protrusion). Aber auch für bestimmte andere Aufgaben bei der Aligner-Behandlung, z. B. zur vertikalen Bewegung von Zähnen (Extrusion), greift der Kieferorthopäde gern auf Elastics zurück – oft auch in Kombination mit anderen Hilfsmitteln.
Aktive Mitarbeit des Patienten ist gefragt
Eingehängt werden die Gummizüge an kleinen Kerben bzw. Aussparungen (precision cuts) im Aligner. Sie können jedoch auch an kleinen Häkchen bzw. Kunststoffknöpfchen befestigt werden, die direkt auf die Zähne geklebt werden. In der Regel werden die Gummis an der sichtbaren Außenseite der Zahnbögen (bukkal) eingehängt. Ein zungenseitiges Fixieren (lingual) wäre optisch zwar weniger auffällig, dafür aber auch weniger komfortabel.
Wie genau das Einsetzen der Elastics funktioniert, wird dem Patienten in der Praxis genau gezeigt. Dabei sollte man darauf zu achten, von jeweils welchem Zahn zu welchem Zahn diese eingehängt werden müssen.
Tipp: Am besten mit dem Handy gleich ein Foto machen, um den korrekten Sitz der Gummis für zu Hause zu dokumentieren.
Keine Sorge: Das Einhängen sieht zunächst viel komplizierter aus, als es ist. Mit ein bisschen Übung klappt es wie am Schnürchen. Wichtig ist, dass die Elastics exakt nach den Vorgaben des Kieferorthopäden eingehängt und entsprechend getragen werden. Und das unbedingt regelmäßig!
Wie lange müssen Gummizüge getragen werden?
Das Tragen der Elastics ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Während man die Gummis bei manchen Behandlungen nur für einige wenige Wochen verwenden muss, kann das bei anderen mehrere Monate dauern. Das entscheidet der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie individuell. Er ist es auch, der die tägliche Tragezeit der Gummis festlegt oder entscheidet, ob die Gummizüge nur nachts eingehängt werden müssen.
Aligner samt Elastics zum Essen rausnehmen
Die Zahnspangen-Gummis müssen regelmäßig gewechselt werden. Zum einen aus hygienischen Gründen, zum andern, weil das Latexmaterial mit der Zeit nachgibt. Damit die Spannkraft der Gummis stets optimal ist, sollten diese daher mindestens einmal, besser bis zu dreimal am Tag gewechselt werden. Der Wechsel auf neue Gummis kann gern jeweils nach den Mahlzeiten erfolgen, zu denen die Elastics mit den Alignern ohnehin herausgenommen werden müssen.
3 Tipps zum Einsetzen der Gummis am Aligner
- Wenn Sie sich beim Einhängen schwertun: Gummi zuerst am hinteren Zahn einhängen, der, der schwerer erreichbar ist, und dann am vorderen, leichter zugänglichen Zahn. Beim Entfernen in umgekehrter Reihenfolge vorgehen: zuerst vorne, dann hinten.
- Zum Einhängen Kiefer immer schließen. So ist weniger Spannung nötig als bei geöffnetem Mund.
- Wenn die Gummis nur an sogenannten precision cuts im Aligner eingehängt werden, gibt es die Möglichkeit, den Aligner schon vor dem Einsetzen mit Gummis zu bestücken und dann beide Aligner zusammen mit den eingehängten Gummizügen einzusetzen. Übung macht den Meister!
Quellen:
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- Park JH, Kim TW: Deep-bite correction using a clear aligner and intramaxillary elastics. In: J Clin Orthod. 2009 Mar;43(3):152-7; quiz 183.
- Ravera S, Castroflorio T, Garino F, Daher S, Cugliari G, Deregibus A: Maxillary molar distalization with aligners in adult patients: a multicenter retrospective study. In: Prog Orthod. 2016;17:12.
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