Wurzelbehandlung kann Zähne retten

11.10.2022

Wurzelbehandlung: Bei diesem Wort denken viele Menschen sofort an Schmerzen. Sie kann sich aber sehr wohl lohnen, denn oft können Zähne so gerettet werden. Was genau ist eigentlich eine Wurzelbehandlung? Und wann macht man eine Wurzelbehandlung? Die wichtigsten Fakten im Überblick.

Was ist eine Wurzelbehandlung?

Bei einer Wurzelbehandlung wird das Innere des Zahns, das Zahnmark oder die Pulpa, entfernt und mit sterilem Füllmaterial aufgefüllt. Das Ziel dieser Behandlung ist es, den Zahn zu erhalten, wenn das Zahnmark stark entzündet oder abgestorben ist. Korrekterweise spricht man von einer Wurzelkanalbehandlung, da es um die Kanäle geht, die im Inneren der Wurzel verlaufen. Wurzelbehandlungen gehören ins Fachgebiet der Endodontie oder Endodontologie – also das zahnärztliche Spezialgebiet, das sich mit dem Zahninnern beschäftigt.

 

Was sind die Gründe für eine Wurzelbehandlung?

Wenn eine Wurzelbehandlung gemacht wird, ist meistens Karies der Übeltäter. In der Regel liegt einer dieser zwei Fällen vor:

  • Das Zahnmark ist noch nicht abgestorben, aber so stark geschädigt, dass es sich nicht mehr erholen kann. Meistens sind Kariesbakterien ins Innere des Zahns vorgedrungen und haben sich im Zahnmark der Zahnwurzel ausgebreitet. Das entzündete Gewebe kann nicht mehr ausheilen, es muss daher im Rahmen einer Wurzelbehandlung entfernt werden.
  • Das Zahnmark ist bereits abgestorben und muss entfernt werden, damit sich die Bakterien nicht noch weiter ausbreiten und der Zahn erhalten bleiben kann.

 

Seltenere Gründe für eine Wurzelbehandlung sind:

  • Zahnverletzungen: Wenn der Zahn an einer bestimmten Stelle abgebrochen ist, muss er erst wurzelbehandelt werden, bevor er endgültig versorgt werden kann.
  • Zahnersatz: Auch vor der Versorgung mit einer Zahnkrone muss manchmal eine Wurzelbehandlung durchgeführt werden: Und zwar dann, wenn man so viel von der Zahnsubstanz entfernen muss, dass das Zahninnere nicht mehr ausreichend vor dem Eindringen von Bakterien geschützt ist. Dann wird das Zahnmark vorsorglich entfernt, damit es sich nicht entzündet.

 

Wenn das Zahnmark entzündet ist

In der Zahnwurzel verlaufen Kanäle, die das Zahnmark inklusive Zahnnerv enthalten. An den Wurzelspitzen befinden sich feine Öffnungen, über die der Zahn mit dem Blut-, Lymphgefäß- und Nervensystem des Körpers verbunden ist. So wird der Zahn unter anderem mit Nährstoffen versorgt.

Wenn der Wurzelkanal beschädigt ist, steckt meist eine tiefe Karies dahinter. Dann können Bakterien in das Zahnmark eindringen und eine Pulpitis, also eine Zahnmarkentzündung, verursachen. In der Regel merkt man das in Form von akuten Schmerzen. Selten kann eine Pulpitis aber auch schmerzlos verlaufen. 

Für die Behandlung ist es entscheidend, ob die Entzündung noch ausheilen kann. Dann kann es reichen, wenn die Karies behandelt und der Zahn mit einer Füllung versorgt wird. Ab einem gewissen Punkt ist das jedoch nicht mehr möglich. Dann hilft nur noch eine Wurzelbehandlung. Auch wenn die Zahnmarkentzündung keine Beschwerden verursacht, muss sie unbedingt behandelt werden, da sie weitreichende Folgen haben kann. Unter anderem können sich Abszesse bilden und Bakterien ins Herz-Kreislaufsystem gelangen.

 

Was sind die Ziele einer Wurzelbehandlung?

Zunächst wird das entzündete oder abgestorbene Zahnmark entfernt. Anschließend werden die Kanälchen im Inneren des Zahns bis hin zur Wurzelspitze gereinigt und mit feinsten Instrumenten ausgefeilt. Nach einer erneuten Reinigung füllt man die Hohlräume mit einem sterilen Material und versiegelt sie. Diese Behandlung dient dazu, die Entzündungsprozesse im Zahn zu stoppen oder ihnen vorzubeugen. So kann man natürliche Zähne erhalten und eine Prothesen-, Brücken- oder Implantatversorgung vermeiden. Bei guter Pflege kann ein wurzelbehandelter Zahn ein Leben lang halten. Eine Garantie, dass der Zahn durch die Behandlung gerettet werden kann, gibt es jedoch nicht.

 

Wann werden die Kosten übernommen?

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten einer Wurzelbehandlung nur dann, wenn sie erfolgversprechend ist – und wenn der Zahn als erhaltungswürdig eingestuft wird. Bei den hinteren Backenzähnen muss eines der folgenden Kriterien erfüllt sein:

  • der Zahn steht in einer geschlossenen Zahnreihe
  • die Behandlung verhindert, dass die Zahnreihe einseitig verkürzt wird
  • durch die Behandlung kann vorhandener Zahnersatz erhalten werden

Kosten für spezielle Behandlungstechniken, wie etwa eine elektrometrische Wurzelkanallängenbestimmung, eine Behandlung mit Ultraschall oder Laser oder unter dem Operationsmikroskop, zahlen die gesetzlichen Krankenkassen nicht. Diese Leistungen werden privat abgerechnet.

 

Quellen:

  • Das Gesundheitsportal medondo.health
  • Shabbir: J, Zehra T, Najmi N, Hasan A, Naz M, Piasecki L, Azim AA. Access Cavity Preparations Classification and Literature Review of Traditional and Minimally Invasive Endodontic Access Cavity Designs. J Endod. 2021 Aug;47(8):1229-1244. doi: 10.1016/j.joen.2021.05.007. Epub 2021 May 28. PMID: 34058252.
  • Mandil OA, Ghoulah KT, Hazzam BM, Alhijji HS, Al Abbas AH, Rehan AK, Doumani M, Mandil AA. Modern versus Traditional Endodontic Access Cavity Designs. J Pharm Bioallied Sci. 2022 Jul;14(Suppl 1):S24-S27. doi: 10.4103/jpbs.jpbs_668_21. Epub 2022 Jul 13. PMID: 36110825; PMCID: PMC9469275.
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  • Shahravan A, Nekouei AH. Does ultrasonic activation of irrigation during endodontic therapy improve the clinical and microbiological effects? Evid Based Dent. 2022 Sep;23(3):118-119. doi: 10.1038/s41432-022-0819-9. Epub 2022 Sep 23. PMID: 36151289.